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Warum Kunden aus aller Welt in diesen Erotikladen kommen

(Pressemitteilung von Elsa Middeke, "Freie Presse" 03.01.2023)

In Annett Mosigs Laden „Erotik Exklusiv“ hängt neben Dessous und Erwachsenenspielzeug eine Weltkarte. Sie zeigt, woher ihre Kunden stammen. Denn bei ihr erwartet sie etwas Besonderes.
 

Bleibt eine Frau erst mal auf der Schwelle stehen und atmet tief durch, weiß Annett Mosig Bescheid: Diese Kundin ist höchstwahrscheinlich zum ersten Mal in einem Erotikladen. Da sind ein freundliches Hallo und ein Handschlag angesagt, um das Eis zu brechen. Verlässt die Kundin später den Laden „Erotik Exklusiv“ an der Reichenbacher Straße in Zwickau, steckt vielleicht eine neue Nadel an der Weltkarte hinterm Tresen. Denn Annett Mosigs Kunden kommen aus vielen Ländern. Was ist Mosigs Geheimnis?

Ihre Kundschaft ist bunt gemischt. Das fängt schon beim Alter an. „Von 18 bis 88 ist alles dabei“, sagt die 55-Jährige, die seit 1995 im Handel mit Erotik-Artikeln arbeitet. Zuerst war sie Angestellte, dann machte sie sich selbstständig. Zuerst in Marienthal. „Die Lage war aber eine Katastrophe“, sagt die Vogtländerin: ständig Baustellen, Straßensperre, Arbeiter vor der Ladentür. Also zog sie 2007 um an die Reichenbacher Straße.

Den Weg dorthin finden Kunden aus aller Welt: Norwegen, Kanada, Mexiko, Spanien, Kambodscha, Italien, Ungarn oder der Schweiz. „Erst vorige Woche war jemand aus Irland hier“, sagt Mosig. Aus den Niederlanden kommt ein Stammkunde, der mit dem Lkw vorfährt und jedes Jahr für seine Frau ein neues sexy Minikleid kauft. Oder aus China. „Eine Delegation mit Dolmetscher hat jede Menge Scherzartikel gekauft. Wir haben viel gelacht“, erinnert sie sich. „Wir lachen hier viel mit den Kunden.“

Lockere Stimmung, Offenheit bei den Kundenwünschen und Beratung auf Vertrauensbasis: Das gehört bei Annett Mosig dazu. Ebenso wie die sachliche Vorführung von Produkten. „Manche Kunden haben zuerst online eingekauft, waren aber nicht zufrieden“, sagt sie. Ob es um eine Penispumpe als Erektionshilfe geht – oder um einen Vibrator. Bei manch jungem Pärchen könne man direkt sehen, wie beim Austesten im Laden das Kopfkino anspringt, schmunzelt sie.

Ihr Sortiment umfasst nicht nur Erotikartikel. „Ohne Giftstoffe, ohne Weichmacher“, so Mosig. Sondern auch viele Dessous. Darunter BHs in den Cupgrößen A bis K, mit einem Umfang von 65 bis 120 Zentimetern. Um sich aus dem großen Angebot etwas auszusuchen, kommen Annett Mosigs Stammkunden immer wieder. „Viele verabschieden sich extra, wenn sie wegziehen“, sagt sie. Aber nicht für immer. Um Weihnachten, Neujahr und Ostern reisen viele in die Heimat und schauen bei ihr vorbei. Viele planen den Besuch im Urlaub extra ein, so Mosig.

Doch auch Kunden, die in der Region leben, finden ins Geschäft. Zum Beispiel über eine Google-Suche. Manche brauchen für eine Party in einem Erotikclub am Wochenende noch ein Outfit. Einmal entdeckte eine Braut zufällig im Schaufenster die perfekten Pumps zum Hochzeitskleid. Auch der Hype, den die BDSM-Bestseller-Trilogie „Fifty Shades of Grey“ ausgelöst hatte, hält noch an: Kunden interessieren sich für Bondageseile, Knebel, Masken oder Peitschen. Einmal erschien eine Dame, die mit über 80 Jahren noch Lust hatte – allerdings nicht auf einen Partner. Das passende Werkzeug, das Mosig ihr empfohlen hatte, war ein Erfolg. „Zwei Wochen später kam die Dame mit einem breiten Lächeln wieder“, sagt Mosig schmunzelnd.

Das mag sie an ihrem Job: „Ich kann abends sagen, dass ich heute wieder Menschen glücklich gemacht habe.“ Auch um einen Abschiedsgruß ist sie nie verlegen: „Ich kann meinen Kunden an jedem Tag im Jahr einen guten Rutsch wünschen.“